Heute hatte Simon seinen Wiegentag, er wurde 27 Jahre jung, oder alt? Aber dazu blieb keine Zeit. Wir mussten weiter nach Vietnam. Da wir mittlerweile gar keiner Aussage mehr vertrauten, wussten wir nicht, ob wir den Weg bis nach Hanoi heute schaffen sollten. Der direkte Bus von der Grenze fuhr leider nur drei Male die Woche, doch ausgerechnet heute nicht.
Um 6.30 Uhr in der Frueh standen wir am Busbahnhof. Nach einem kleinen Fruehstueck, es gab trockenes Baquette und Sonnenblumenkerne (es lag am Angebot, nicht am Geld), ging es mit einem kleinen Pick-up kurz nach 7.00 Uhr los an die vietnamesische Grenze nach Vieng Xoi.
Die Fahrt dauerte gute vier Stunden. Trotz des diesigen Wetters und der einigermassen frischen Luft war es eine sehr schoene Fahrt durch Karstlandschaften und von Regenwald bedeckte Berge. Nervig war das ewige Anhalten, um entweder Auf- oder Abzuladen. Natuerlich wurde wie immer alles transportiert. Heute waren es neben ein paar Huehnern vier 50-Liter Kanister mit Lao Lao. Haetten wir nicht vor einem vietnamesischen Grenzbeamten vorsprechen muessen, haetten wir die Fahrt bestimmt anders erlebt.
Die Grenze, in einem bewaldeten Tal gelegen, passierten wir recht schnell. Laos liess uns gehen, die Vietnamesen empfingen uns freundlich. Natuerlich mussten wir die sozialistische Buerokratie durchlaufen, die wesentlich schlimmer ist als die unsrige. Es ging von Zimmer zu Zimmer. Dort mussten wir jeweils ein Papier ausfuellen. Schliesslich mussten wir den Backpack aufmachen, das volle Programm.
Erwaehnenswert war der oberste Zollbeamte, der unsere Visa bearbeitete. Er befahl uns restliches laotisches Geld zu tauschen. Wir hatten natuerlich eine Menge dabei. Schliesslich mussten wir gestern noch 100 Euro tauschen. Man kann auch nicht sagen, dass der Kurs schlecht war. Das einzige Problem, das wir damit hatten, war, dass dieser obere Staatsangestellte eine eigene Wechselstube nebenbei betrieb und in den eigenen Geldbeutel wirtschaftete.
Dieser Grenzbeamte meinte auch, dass es sinnlos sei auf einen Bus zu warten. Einzige Moeglichkeit waeren die Moped-Fahrer, die einen fuer zehn Dollar in den naechsten Ort bringen wuerden. Draussen warteten diese netten Herren auch auf uns. Doch der Preis war uns zu hoch. Also liefen wir aus dem Ort hinaus. Als wir uns aber auf einer voellig einsamen, im Regenwald gelegenen Strasse in den Bergen befanden, fingen wir an zu zweifeln, ob es nicht doch besser waere zu zahlen. Schliesslich wollten wir noch nach Hanoi. Die Zeit dazu hatten wir noch. Es war gerade einmal 12.00 Uhr.
Wir versuchten noch mit den beiden Fahrern, die uns mittlerweile gefolgt waren, gnadenlos zu handeln. Doch die Vietnamesen waren Gnadenloser. Fuer 19 Dollar nahmen wir zwei Mopeds. Es sollte sich herausstellen, dass es eigentlich ein recht fairer Preis war. Letztendlich fuhren wir 50 Kilometer ueber bruechig gepflasterte Strassen durch den bergigen Regebwald, spaeter durch von bewaldeten Bergen umgebene, mit Reisterassen angelegte Ebenen und kleine Doerfer. Es folgten Bambuswaelder, der Hauptwirtschaftszweig dieser Region. Des Weiteren sahen wir Wiederaufforstungsgebiete.
Die Fahrt in die naechst groessere Stadt dauerte 1 1/2 Stundet. Hier sollte der Bus nach Hanoi abfahren. Doch der Bus, der um 13.00 Uhr fahren sollte, war weg. Ein anderer stand bereit. Es sollte 35 Dollar pro Kopf kosten.
Also liefen wir wieder los. Einen eigens gecharterten Bus nach Hanoi ist uns doch zu teuer. Am Ortsende standen wir wieder vor dem gleichen Problem: Es geht in Niemandsland. Und in jenem Moment kam dann auch der Bus vorbei, vollgepackt mit Vietnamesen. Wir handelten wieder gnadenlos. Diesmal standen wir nicht so schlecht da. Wir drueckten den Preis von 35 Dollar (fix price!!!) auf 12 Dollar pro Kopf, 300% herunter, das ist in Vietnam ueblich. Doch es war auch riskant. Wir liefen immer ein Stueck vor, der Bus rollte langsam an uns vorbei, wir holten ihn wieder ein. So verliefen einige Verhandlungsrunden. Trotzdem waren wir uns sicher, dass wir noch zuviel zahlten.
Gegen 14.30 Uhr ging es dann los im vollgepackten Bus. Wir sassen auf einer Liegewiese im hinteren Teil des Busses. Hier wurden die Leute gestapelt, denen kein Sitzplatz mehr zugewiesen werden konnte. Es ging schon maechtig in die Beine und in den Hintern. Nach drei Stunden durch bergiges bewaldetes Gebiet erreichten wir die Auslaeufer der Ebene Nordvietnams, ein gutes Zeichen, bald sind wir da. Doch wir machten erst noch eine Pause. Anschliessend ging es noch einmal zwei Stunden weiter. Und als wir um kurz nach 19.00 Uhr in der Dunkelheit in einer Stadt ankamen, dachten wir, wir waeren in Hanoi.
Wir sollten als Einzige im Bus sitzen bleiben. Vier Personen kamen in den Bus, seltsam. Uns wurde mitgeteilt, dass wir nach Hanoi gebracht wuerden, wenn wir weitere zehn Dollar pro Kopf abdruecken wuerden. Es waeren noch vier Stunden bis in die Hauptstadt. Also war das Hanoi-Schild im Bus heute Mittag, als wir mit den Mopeds angekommen waren, nur eine Atrappe. Wir hatten uns teilweise gewundert, weshalb die Mopedfahrer so haeufig mit dem Busfahrer telefoniert hatten. Ausserdem war das Schild im Bus waehrend der Fahrt gegen ein anderes ausgetauscht worden.
Dementsprechend loeste allein der Versuch mehr Geld zu erhalten bei uns eine gewisse Abwehrhaltung aus, auf keinen Fall diesen Leuten noch mehr Geld in die Tasche zu wirtschaften. Wehren konnte man sich aufgrund der versammelten Mannschaft auch nicht. Polizei holt man in Vietnam auch nur im wirklichen Notfaellen. Schliesslich moechte man trotz der Unverschaemtheit keine langjaehrigen Haftstrafen fuer die Einheimischen riskieren, ausserdem hatten wir wie ueblich keine Quittung.
Wir liefen also durch die recht grosse Stadt, mit dem Tip vom Busfahrer uns ein Hotel zu suchen. Doch wir wollten heute nach Hanoi, nicht morgen. Sollten wir wirklich jemanden fragen, wo wir sind? - Klar, die dummen Touris sind unterwegs.
Wir waren in Thanh Hoa. Die Karte gab uns keine gute Auskunft. Jedoch schienen wir 200 Kilometer suedlich von Hanoi zu sein. Wie dreist war das? Erst einmal haben sie uns den falschen Stadtnamen in den Bus gelegt, um uns hineinzulocken. Dann haben sie uns in die falsche Stadt gefahren und obendrein wollten sie noch einmal fuer die Weiterfahrt Geld kassieren. Das war keine gute Werbung fuer Vietnam. Doch wir gaben so schnell nicht auf.
Wir liefen zwei bis drei Kilometer durch die Dunkelheit einer groesseren vietnamesischen Stadt zu einem grossen Busbahnhof, den wir durch mehrmaliges Erfragen fanden. Hier konnte wirklich niemand englisch sprechen, obwohl wir auf der Nord-Sued-Achse Hanoi-HCMC (Saigon) waren.
Doch fuhren wir genuegend Busse in Richtung Hanoi. Noch nicht einmal am Fuhrpark angekommen, sammelte uns ein Expressbus auf. 50.000 Dong (3,5$) mussten wir fuer jeden von uns noch einmal zahlen. Dann kamen wir aber auch nach 2 1/2 Stunden Fahrzeit durch teilweise dichten Verkehr gegen 22.00 Uhr in Hanoi an.
Der Busbahnhof lag natuerlich wieder weit ausserhalb. Daher nahmen wir uns ein Taxi zum Travelerviertel. Dort suchten wir ein Hostel. Es dauerte aber noch eine weitere Stunde, weil alles belegt war. Letztendlich goennten wir uns noch ein Omelette-Bageutte an der Strasse Da leider keine Kneipe oder Restaurant mehr geoeffnet hatte, mussten wir das Geburtstagsbier ebenfalls auf einem sehr kleinem Hocker an einem Strassenlokal trinken. Die Realitaet hatte uns wieder. Laos war Geschichte.